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Metalltechnische Industrie: Aktuelle Wirtschaftsprognosen Alarmsignal fĂŒr den Industriestandort

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PRESSEINFORMATION

Christian Knill: wirtschaftspolitische Vernunft gefordert

(Wien, 8. Oktober 2023) AnlĂ€sslich der bevorstehenden zweiten Verhandlungsrunde fĂŒr den Kollektivvertag der Metalltechnischen Industrie am Montag, dem 9.10., hĂ€lt Christian Knill, Obmann des Fachverbands Metalltechnische Industrie, fest: 

„Die aktuellen Wirtschaftsprognosen von WIFO und IHS sind ein Alarmsignal und eine BestĂ€tigung fĂŒr die geforderte ZurĂŒckhaltung bei den KV-Verhandlungen. Die Industrieproduktion ist im Sinkflug, die Gesamtwirtschaft befindet sich mittlerweile in einer Rezession und die Inflation ist deutlich gesunken, sie liegt derzeit bei 6,1 % und wird im kommenden Jahr auf 4 % sinken. Die ProduktivitĂ€t in der Industrie liegt bei minus 2,7 %, das ist der schlechteste Wert seit Jahren und bedeutet ĂŒbersetzt: Es gibt nichts mehr zu verteilen.“

Die Metalltechnische Industrie hat bereits mehrfach betont, dass es nicht ihre Aufgabe ist, die Kaufkraft aller Menschen in Österreich zu stĂ€rken. DafĂŒr ist primĂ€r die Politik zustĂ€ndig. Der Fokus der Industrie muss in erster Linie auf der Sicherung der WettbewerbsfĂ€higkeit der Betriebe liegen, denn nur gesunde Unternehmen ermöglichen Arbeit und Wohlstand im Land. 

„Von sogenannten „Übergewinnen“ kann in unserer Branche keine Rede sein“, meint Knill. Einzelne Wirtschaftssektoren wie Energie, Bau, Kreditwirtschaft oder Teile der Dienstleistung haben zuletzt tatsĂ€chlich ĂŒberdurchschnittliche Gewinne erzielt. In der Metalltechnischen Industrie hingegen sind die Gewinne gesunken, jedes dritte Unternehmen rechnet heuer mit einem negativen Ergebnis.

„Die Gewerkschaften fordern, dass wir mit dem Lohnabschluss die Inlandsnachfrage stĂŒtzen sollen. Wir werden unseren Beitrag dazu leisten, allerdings können wir nur das verteilen, was wir zuvor erwirtschaftet haben und vor allem in Zukunft erwirtschaften können. Wir verdienen acht von zehn Euro im Export, darauf mĂŒssen wir unseren Fokus richten. In Österreich zu produzieren ist fĂŒr viele Betriebe schon zu teuer, sie verlieren dadurch laufend AuftrĂ€ge. Eine weitere Anhebung der Löhne und GehĂ€lter ĂŒber das Niveau unserer Mitbewerber in Europa wĂŒrde uns weiter schwĂ€chen und ArbeitsplĂ€tze gefĂ€hrden. Vor diesem Hintergrund mĂŒssen wir noch einmal klar sagen, dass ein KV-Abschluss auf Basis der Inflation der Vergangenheit nicht möglich ist. Hier sind noch mehr kreative Lösungs-ansĂ€tze und vor allem wirtschaftspolitische Vernunft gefragt“, so Knill abschließend.

Hintergrund: Daten & Fakten, KV-Grundlagen:

  • Die Metalltechnische Industrie (MTI) ist Österreichs stĂ€rkste Branche. Über 1.200 Unternehmen aus den Industriezweigen Maschinenbau, Anlagenbau, Stahlbau, Metallwaren und Gießerei bilden das RĂŒckgrat der heimischen Industrie. Die Metalltechnische Industrie beschĂ€ftigt direkt mehr als 137.000 Menschen und sichert damit indirekt an die 300.000 ArbeitsplĂ€tze in Österreich. Sie erwirtschaftete 2022 einen Produktionswert von rund 49,5 Milliarden Euro.
     
  • Die Metalltechnische Industrie gehört zu den bestzahlenden Branchen, das monatliche Durchschnitts-gehalt betrĂ€gt 5.100 Euro, der Durchschnittslohn 3.670 Euro und der Mindestlohn liegt bei 2.230,00 Eu-ro. Die realen Löhne und GehĂ€lter in der Branche liegen im Schnitt zwischen 12 % und 28 % ĂŒber KV. Die BeschĂ€ftigten der Metalltechnischen Industrie konnten in den vergangenen Jahren regelmĂ€ĂŸig Reallohngewinne erzielen. Seit dem Jahr 2009, dem Jahr der internationalen Finanzkrise, sind die realen Löhne (also Löhne und GehĂ€lter nach BerĂŒcksichtigung der Inflation) in der Metalltechnischen Industrie um 12 % gestiegen.
     
  • Mehr als 85 % der Betriebe sind Familienbetriebe und mittelstĂ€ndisch strukturiert (KMU), im Schnitt beschĂ€ftigen sie 100 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Entsprechend heterogen ist auch ihre wirtschaftliche Entwicklung, dies gilt es in den KV-Verhandlungen zu berĂŒcksichtigen. Es sind nicht die erfolgreichsten Betriebe als Maßstab zu nehmen, sondern alle Betriebe der Branche mit ihren sehr unterschiedlichen Voraussetzungen und Herausforderungen.
     
  • Die gesamte Industrie befindet sich derzeit in einer Rezession, auch die Metalltechnische Industrie ist davon massiv betroffen. Im ersten Halbjahr 2023 verzeichnete sie einen RĂŒckgang der Produktion von rund 6 %, die AuftragseingĂ€nge gingen sogar um 18 % zurĂŒck. Fast jedes dritte Unternehmen erwartet heuer ein negatives Betriebsergebnis (EBIT). Auch das gesamtwirtschaftliche Umfeld ist negativ. Die Gesamtwirtschaft befindet sich ebenso in der Rezession, die ProduktivitĂ€t ist negativ. Das bedeutet, es gibt keine ProduktivitĂ€tsgewinne, die verteilt werden können.
     
  • Die Teuerung in Österreich (aktuell 6,1 %) liegt weiterhin deutlich ĂŒber dem Schnitt der LĂ€nder im Euro-raum. Das ist fĂŒr die exportorientierte Branche ein großer Wettbewerbsnachteil, denn 8 von 10 Euro werden im Export verdient. Durch die im Vergleich deutlich höheren Lohnkosten verliert die MTI kontinuierlich an WettbewerbsfĂ€higkeit.
     
  • Laut einer Berechnung der Oesterreichischen Nationalbank wurden durch die Anti-Teuerungsmaßnahmen der Bundesregierung zwischen 80 (2023) und 90 % (2022) der aufgrund der ĂŒberdurchschnittlichen Inflation entstandenen Reallohnverluste abgegolten.  

Weitere Informationen sowie Daten und Fakten zu den KV-Verhandlungen: 

https://www.metalltechnischeindustrie.at/kollektivvertrag/kv-verhandlungen-2023/

RĂŒckfragen
Fachverband Metalltechnische Industrie
Dipl.-iur. Sabine Hesse, MBA
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+43 (0)5 90900-3482
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