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KV-Verhandlungen Metalltechnische Industrie noch ohne Einigung

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PRESSEINFORMATION

FMTI-Angebot liegt bei 4,1 %; unter Einberechnung der Anti-Teuerungsmaßnahmen ist Inflation damit zu mehr als 100 % ausgeglichen
 

(Wien, 17.10.2022) Die zweite Runde der KV-Verhandlungen fĂŒr die Metalltechnische Industrie wurde heute von den Gewerkschaften abgebrochen. Das Verhandlungsteam des Fachverbands Metalltechnische Industrie (FMTI) hat in den GesprĂ€chen zuletzt ein Angebot zur Erhöhung der aktuellen Löhne und GehĂ€lter in der Branche um 4,1 % ab 1. November 2022 angeboten plus der Möglichkeit von Gewinnbeteiligungen.

Das Angebot der Arbeitgeber spiegelt die aktuell sehr angespannte wirtschaftliche Situation mit einer drohenden Industrie-Rezession und explodierenden Energiepreisen auch fĂŒr die Unternehmen wider. Es beinhaltet die Abgeltung der rollierenden Kerninflation (Inflation ohne importierte Energiepreissteigerungen) und berĂŒcksichtigt die bereits umgesetzten Anti-Teuerungsmaßnahmen der Bundesregierung fĂŒr alle BĂŒrgerinnen und BĂŒrger. Diese sind einzigartig in der Geschichte der zweiten Republik und daher in der Gesamtsituation abzubilden. Nimmt man die vorgeschlagenen 4,1 % Lohn- und Gehaltserhöhung und rechnet die Teuerungsmaßnahmen, die zwischen 50 und 100 % der zusĂ€tzlichen Kosten fĂŒr die BeschĂ€ftigten und ihre Familien abdecken, dazu, so ist das ein Teuerungsausgleich von 100 % und bei vielen Menschen sogar deutlich mehr. ZusĂ€tzlich wĂ€re es möglich, die BeschĂ€ftigten mit innovativen Lösungen direkt an Gewinn und Erfolg der Unternehmen zu beteiligen.

Die Gewerkschaften haben stattdessen bereits vor dieser Verhandlungsrunde begonnen, Betriebsversammlungen zu organisieren, das zeigt aus Sicht des Fachverbands die mangelnde Bereitschaft zu sachlichen Lösungen. Eskalationsstrategien sind aber in dieser schwierigen gesamtwirtschaftlichen Situation besonders unvernĂŒnftig und kontraproduktiv.

Christian Knill, Obmann des Fachverbands Metalltechnische Industrie: „Die KV-Verhandlungen finden heuer unter schwierigsten Bedingungen statt: Eine Rezession steht vor der TĂŒr, die explodierenden Energie- und Materialpreise belasten Unternehmen genauso wie BeschĂ€ftigte. Es ist enttĂ€uschend, dass die Gewerkschaften nicht an sachlichen Lösungen interessiert sind. Es braucht aber gerade heuer einen Schulterschluss zwischen Staat, Betrieben und BeschĂ€ftigen. Wir ziehen alle an einem Strang und haben ein gemeinsames Interesse: die ArbeitsplĂ€tze und den Wohlstand in Österreich zu erhalten. Der Staat hat bereits viel unternommen, auch wir tragen mit dem Ausgleich der Kerninflation und möglichen Gewinnbeteiligungen gerne dazu bei. Die Gewerkschaften allerdings agieren, als ob es keine Krise gĂ€be. Wir sind weiterhin am Verhandlungstisch, das ist in diesen unsicheren Zeiten auch der einzige Ort fĂŒr vernĂŒnftige Lösungen.“

Weitere Informationen: 
https://www.metalltechnischeindustrie.at/kollektivvertrag/kv-verhandlungen-2022/

Hintergrund, Daten & Fakten:

KV-Grundlagen: Wirtschaftliche Eckdaten der Metalltechnischen Industrie

  • Die Metalltechnische Industrie gehört zu den bestzahlenden Branchen, das monatliche Durchschnittsgehalt betrĂ€gt 4.700 Euro, der Durchschnittslohn 3.350 Euro und der Mindestlohn liegt bei 2.090 Euro. Die realen Löhne und GehĂ€lter in der Branche liegen im Schnitt zwischen 12 % und 28 % ĂŒber KV. Die BeschĂ€ftigten der Metalltechnischen Industrie konnten in den vergangenen Jahren regelmĂ€ĂŸig Reallohngewinne erzielen.
  • Mehr als 85 % der Betriebe sind Familienbetriebe und mittelstĂ€ndisch strukturiert. Entsprechend heterogen ist auch ihre wirtschaftliche Entwicklung, dies gilt es in den KV-Verhandlungen zu berĂŒcksichtigen. Es sind nicht die erfolgreichsten Betriebe als Maßstab zu nehmen, sondern alle Betriebe der Branche mit ihren sehr unterschiedlichen Voraussetzungen und Herausforderungen.
  • Im Jahr 2020 verzeichnete die Metalltechnische Industrie aufgrund der Corona-Pandemie einen RĂŒckgang in der Produktion von 9,6 %, das entspricht einem Produktionswert von rund 3,6 Milliarden Euro. Im Jahr 2021 erzielte die Metalltechnische Industrie einen Produktionswert von 43,8 Milliarden Euro. Im Vergleich zum Vorjahr ist das zwar ein Plus von 18 % (preisbereinigt), die reine Produktionsmenge ist aber laut den Unternehmen jedoch nur um rund 10 % gewachsen. Den Unterschied machen die enormen Preissteigerungen, die auch den Produktionswert in die Höhe treiben.
  • Eine deutliche Mehrheit (59 %) der Unternehmen der Metalltechnischen Industrie hĂ€lt in den nĂ€chsten Monaten einen substanziellen Einbruch fĂŒr wahrscheinlich oder sogar sehr wahrscheinlich. Fast jedes dritte Unternehmen erwartet heuer ein negatives Ergebnis (EBIT).
  • Das Industriewachstum ist deutlich geringer als das der Gesamtwirtschaft, wird 2022 laut WIFO bei rund 2 % liegen und im nĂ€chsten Jahr Richtung Null gehen. Die gesamtwirtschaftliche ProduktivitĂ€t lag 2021 bei Minus 0,3 %, fĂŒr 2022 wird ein geringes Plus von 0,3 % prognostiziert.
  • Laut einer SchĂ€tzung der Wirtschaftskammer Österreich sind durch die heuer wirkenden Anti-Teuerungsmaßnahmen bei mittleren Einkommen mehr als 50 % der zusĂ€tzlichen Ausgaben aufgrund der ĂŒberdurchschnittlichen Inflation abgegolten, bei niedrigen Einkommen liegt die Abgeltung bei 75 % und bei sehr niedrigen Einkommen bei 100 % und mehr.
  • Die Folgen der COVID-19 Pandemie belasten die Betriebe ebenso wie die gestiegenen Energiepreise und geopolitischen Verwerfungen. Die aktuell außerordentlich hohe Inflation ist zudem zu einem großen Teil importiert und betrifft die Unternehmen ebenso wie die BeschĂ€ftigten. Die durchschnittliche Inflationsrate lag in den zurĂŒckliegenden 12 Monaten bei 6,3 %. 

Über die Metalltechnische Industrie

Die Metalltechnische Industrie ist Österreichs stĂ€rkste Branche. Über 1.200 Unternehmen aus den Industriezweigen Maschinenbau, Anlagenbau, Stahlbau, Metallwaren und Gießerei bilden das RĂŒckgrat der heimischen Industrie. Die exportorientierte Branche ist mittelstĂ€ndisch strukturiert, besteht zu mehr als 85 % aus Familienbetrieben und ist fĂŒr ein Viertel aller österreichischen Exporte verantwortlich. Zahlreiche Betriebe sind WeltmarktfĂŒhrer und „Hidden Champions“. Die Metalltechnische Industrie beschĂ€ftigt direkt mehr als 137.000 Menschen und sichert damit indirekt an die 250.000 ArbeitsplĂ€tze in Österreich. Sie erwirtschaftete 2021 einen Produktionswert von rund 43,8 Milliarden Euro. Der Fachverband Metalltechnische Industrie, ein Zusammenschluss der ehemaligen FachverbĂ€nde Maschinen- und Metallwarenindustrie sowie Gießereiindustrie, zĂ€hlt zu den grĂ¶ĂŸten Wirtschafts- und ArbeitgeberverbĂ€nden Österreichs und ist eine eigenstĂ€ndige Organisation im Rahmen der Wirtschaftskammer Österreich.

RĂŒckfragen
Fachverband Metalltechnische Industrie
Dipl.-iur. Sabine Hesse, MBA
Wiedner Hauptstraße 63, 1045 Wien
+43 (0)5 90900-3482
office@fmti.at, www.metalltechnischeindustrie.at