Erste KV-Runde Metalltechnische Industrie ohne konkretes Ergebnis
PRESSEINFORMATION
FMTI-Obmann Knill: Dramatik der Lage bei Gewerkschaften noch nicht ange-kommen, brauchen heuer angemessene Lösung und vor allem Vernunft
(Wien, 3.10. 2022) Die erste Verhandlungsrunde zum Kollektivvertrag der Metalltechnischen Industrie ist heute Abend ohne konkretes Ergebnis beendet worden. Der nÀchste Verhandlungstermin findet am 17. Oktober statt.
Das Verhandlungsteam des FMTI hat sich in dieser KV-Runde die verschiedenen Forderungen der Gewerkschaften im Detail erlĂ€utern lassen, vor allem auch die Rahmenrechtsthemen. AuĂerdem ging es den Arbeitgeber-Verhandlern darum, gemeinsam die aktuelle Situation in den Betrieben der Branche zu analysieren. Hier offenbarte sich wieder die HeterogenitĂ€t der Branche: wĂ€hrend einige GroĂunternehmen noch ĂŒber gute Zahlen verfĂŒgen, zeigt sich vor allem bei den KMU, die in der Branche die groĂe Mehrheit stellen, ein deutlich negativeres Bild.
Christian Knill, Obmann des Fachverbands Metalltechnische Industrie: âIch bekomme tĂ€glich Mails und Anrufe von Unternehmen aus den unterschiedlichsten Regionen Ăsterreichs. Der einhellige Tenor: Alle Signale stehen auf Sturm. Es gibt in unserer Branche bereits etliche Unternehmen, die ihre Produktion reduzieren und es werden tĂ€glich mehr. Viele sagen, dass sie vor einer Gewitterfront stehen und nur auf Sicht fahren können. Ein KV-Abschluss wie von den Gewerkschaften gefordert, wĂŒrde etliche Betriebe in den Ruin treiben.â
Knill verweist auch auf die Entwicklung in Deutschland, dem mit Abstand wichtigsten Absatzmarkt der Metalltechnischen Industrie. Laut den deutschen Wirtschaftsforschern steht die Industrie vor einer Rezession oder ist bereits mittendrin. âIch kann deshalb nur wiederholen: Die extrem hohe Inflation ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe, wir werden unseren Teil dazu beitragen, aber nicht alles schultern können. Der Staat trĂ€gt durch die vielen Entlastungspakte bereits sehr viel bei, das mĂŒssen und werden wir in den Verhandlungen berĂŒcksichtigen. Selbst die EZB und die Wirtschaftsforscher gehen davon aus, dass die heurigen Lohnerhöhungen nicht die gesamte Teuerung abdecken werden können â schon gar nicht, wenn diese auch im nĂ€chsten Jahr so hoch bleibt. Wir hoffen, dass sich die Gewerkschaften der Dramatik der Lage doch noch bewusst werden. Es wird heuer kein normaler Abschluss möglich sein. Wir brauchen vielmehr eine der auĂergewöhnlichen Situation angemessene Lösungâ, so Knill abschlieĂend.
Hintergrund-Informationen:
KV-Grundlagen: Wirtschaftliche Eckdaten der Metalltechnischen Industrie
- Die Metalltechnische Industrie gehört zu den bestzahlenden Branchen, das monatliche Durchschnittsgehalt betrĂ€gt 4.700 Euro, der Durchschnittslohn 3.350 Euro und der Mindestlohn liegt bei 2.090 Euro. Die realen Löhne und GehĂ€lter in der Branche liegen im Schnitt zwischen 12 % und 28 % ĂŒber KV. Die BeschĂ€ftigten der Metalltechnischen Industrie konnten in den vergangenen Jahren regelmĂ€Ăig Reallohngewinne erzielen.
- Mehr als 85 % der Betriebe sind Familienbetriebe und mittelstĂ€ndisch strukturiert. Entsprechend heterogen ist auch ihre wirtschaftliche Entwicklung, dies gilt es in den KV-Verhandlungen zu berĂŒcksichtigen. Es sind nicht die erfolgreichsten Betriebe als MaĂstab zu nehmen, sondern alle Betriebe der Branche mit ihren sehr unterschiedlichen Voraussetzungen und Herausforderungen.
- Im Jahr 2020 verzeichnete die Metalltechnische Industrie aufgrund der Corona-Pandemie einen RĂŒckgang in der Produktion von 9,6 %, das entspricht einem Produktionswert von rund 3,6 Milliarden Euro. Im Jahr 2021 erzielte die Metalltechnische Industrie einen Produktionswert von 43,8 Milliarden Euro. Im Vergleich zum Vorjahr ist das zwar ein Plus von 18 % (preisbereinigt), die reine Produktionsmenge ist aber laut den Unternehmen jedoch nur um rund 10 % gewachsen. Den Unterschied machen die enormen Preissteigerungen, die auch den Produktionswert in die Höhe treiben.
- Eine deutliche Mehrheit (59 %) der Unternehmen der Metalltechnischen Industrie hĂ€lt in den nĂ€chsten Monaten einen substanziellen Einbruch fĂŒr wahrscheinlich oder sogar sehr wahrscheinlich. Fast jedes dritte Unternehmen erwartet heuer ein negatives Ergebnis (EBIT).
- Das Industriewachstum ist deutlich geringer als das der Gesamtwirtschaft, wird 2022 laut WIFO bei rund 2 % liegen und im nĂ€chsten Jahr Richtung Null gehen. Die gesamtwirtschaftliche ProduktivitĂ€t lag 2021 bei Minus 0,3 %, fĂŒr 2022 wird ein geringes Plus von 0,3 % prognostiziert.
- Die Folgen der COVID-19 Pandemie belasten die Betriebe ebenso wie die gestiegenen Energiepreise und geopolitischen Verwerfungen. Die aktuell auĂerordentlich hohe Inflation ist zudem zu einem groĂen Teil importiert und betrifft die Unternehmen ebenso wie die BeschĂ€ftigten. Die durchschnittliche Inflationsrate lag in den zurĂŒckliegenden 12 Monaten bei 6,3 %.
Ăber die Metalltechnische Industrie
Die Metalltechnische Industrie ist Ăsterreichs stĂ€rkste Branche. Ăber 1.200 Unternehmen aus den Industriezweigen Maschinenbau, Anlagenbau, Stahlbau, Metallwaren und GieĂerei bilden das RĂŒckgrat der hei-mischen Industrie. Die exportorientierte Branche ist mittelstĂ€ndisch strukturiert, besteht zu mehr als 85 % aus Familienbetrieben und ist fĂŒr ein Viertel aller österreichischen Exporte verantwortlich. Zahlreiche Betriebe sind WeltmarktfĂŒhrer und âHidden Championsâ.
Die Metalltechnische Industrie beschĂ€ftigt direkt mehr als 137.000 Menschen und sichert damit indirekt an die 250.000 ArbeitsplĂ€tze in Ăsterreich. Sie erwirtschaftete 2021 einen Produktionswert von rund 43,8 Milliarden Euro. Der Fachverband Metalltechnische Industrie, ein Zusammenschluss der ehemaligen Fach-verbĂ€nde Maschinen- und Metallwarenindustrie sowie GieĂereiindustrie, zĂ€hlt zu den gröĂten Wirtschafts- und ArbeitgeberverbĂ€nden Ăsterreichs und ist eine eigenstĂ€ndige Organisation im Rahmen der Wirtschaftskammer Ăsterreich.
Weitere Informationen: https://www.metalltechnischeindustrie.at/zahlen-daten/aktuelle-daten-zur-branche/
RĂŒckfragen
Fachverband Metalltechnische Industrie
Dipl.-iur. Sabine Hesse, MBA
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