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KV Metalltechnische Industrie: Gewerkschaftspolitik destruktiv und spaltend

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Ein Mann ĂŒberprĂŒft die elektrischen Leitungen an einem Elektromotor und im Hintergrund montierte eine Frau an einem anderen Elektromotor

Betriebsversammlungen sind politische Show, konstruktives Verhandeln ist in Corona-Zeiten besonders wichtig

(Wien, 27.10.2021)

AnlĂ€sslich der heute startenden Betriebsversammlungen hĂ€lt Christian Knill, Obmann des Fachverbands Metalltechnische Industrie, fest: „Die Verhandlungspolitik der Gewerkschaften ist heuer leider besonders destruktiv, unverantwortlich und spaltend. Destruktiv, weil die Gewerkschaften bisher in drei Runden kein Interesse an echten Verhandlungen zeigten, diese zweimal einseitig und vorzeitig abgebrochen haben und alle gewerkschaftlichen Maßnahmen bereits vor dem Verhandlungsstart geplant wurden. Unverantwortlich, weil wir uns nach wie vor nicht vom stĂ€rksten Wirtschaftseinbruch seit Jahrzehnten erholt haben und mitten in einer anschwellenden vierten Corona-Welle stecken. Und spaltend, weil die Vorgangsweise und der Stil der Gewerkschaften ausschließlich auf Konfrontation setzen und nicht mehr zeitgemĂ€ĂŸe Feindbilder aufbauen, anstatt im guten sozialpartnerschaftlichen Stil gemeinsam an Lösungen zu arbeiten. Diese Form der Zusammenarbeit funktioniert hingegen auf betrieblicher Ebene seit langem gut.“

Die Metalltechnische Industrie steht nach wie vor zu einem fairen Abschluss fĂŒr die BeschĂ€ftigten, dieser muss aber auch machbar fĂŒr die Betriebe sein. „Die Gewerkschaftsforderungen summieren sich auf bis zu 10 % Mehrkosten, was als weltfremd zurĂŒckzuweisen ist“, so Knill. Das Verhandlungsangebot der Metalltechnischen Industrie lag im Gesamtpaket zuletzt bei 2,3 % und beinhaltete eine Erhöhung der Löhne und GehĂ€lter, Zulagen und LehrlingsentschĂ€digungen um 2,1 % – das ist ĂŒber der zugrundeliegenden Inflation – sowie eine Steigerung der Zulagen fĂŒr die zweite Schicht um 44 %.

Christian Knill: „Die Gewerkschaften missbrauchen die Interessen der BeschĂ€ftigten fĂŒr ihre Mitgliederpolitik. In modernen Gesellschaften werden Verhandlungen am Verhandlungstisch durchgefĂŒhrt und nicht durch Spaltung in den Betrieben. Wir nehmen diese Vorgangsweise zur Kenntnis, sie wird allerdings keinen Einfluss auf unsere Verhandlungsposition haben.“ Knill weiter: „Unsere Branche bezahlt mit durchschnittlichen GehĂ€ltern von 4.450 Euro und Löhnen von 3.120 Euro bereits jetzt sehr gut. Erst kĂŒrzlich hat die Brotindustrie mit 2,11 % abgeschlossen und fĂŒr die BeschĂ€ftigten wurde dieser Abschluss ĂŒber der Inflationsrate als Erfolg bezeichnet. Umso unverstĂ€ndlicher ist nun die kĂŒnstliche Aufregung der Gewerkschaften.“

Ein vernĂŒnftiger KV-Abschluss muss die wirtschaftlichen Gegebenheiten widerspiegeln. Der Kollektivvertrag legt grundsĂ€tzlich einen Mindeststandard fest, der die HeterogenitĂ€t der Betriebe zu berĂŒcksichtigen hat. Daher sind nicht die erfolgreichsten Betriebe als Maßstab zu nehmen – wie von den Gewerkschaften immer betont –, sondern alle Betriebe der Branche mit ihren sehr unterschiedlichen Voraussetzungen und Herausforderungen. „Den BetriebsrĂ€ten ist es unbenommen, mit erfolgreichen Unternehmen ĂŒber zusĂ€tzliche Verbesserungen zu verhandeln. Das ist gute betriebliche Praxis. Durch Aufruhr in den Betrieben wird das aber hintertrieben“, so Knill abschließend.

Hintergrund-Informationen:

KV-Grundlagen: Wirtschaftliche Eckdaten in der MTI

  • Die Metalltechnischen Industrie gehört zu den bestzahlenden Branchen, das monatliche Durchschnittsgehalt betrĂ€gt 4.447 Euro, der Durchschnittslohn liegt bei 3.125 Euro. Die realen Löhne und GehĂ€lter in der Branche liegen im Schnitt zwischen 11 % und 28 % ĂŒber KV.
  • Im Jahr 2020 verzeichnete die Metalltechnische Industrie einen RĂŒckgang in der Produktion von 10,6 %, das entspricht einem Produktionswert von rund 3,6 Milliarden Euro. Die Zahl der BeschĂ€ftigten verringerte sich weniger stark um rund 2 %. In den ersten fĂŒnf Monaten 2021 liegt die Produktion um rund 21 % im Plus, nach einem Minus von 18 % im Vergleichszeitraum 2020 ist das statistisch gesehen ein Ausgleich und in erster Linie durch Nachholeffekte begrĂŒndet.
  • Laut einer aktuellen Umfrage unter den Mitgliedsbetrieben der Metalltechnischen Industrie rechnen diese fĂŒr 2021 im Schnitt mit einem Wachstum von rund 9,3 %. Damit wĂ€re noch immer nicht das Niveau von 2019, dem Jahr vor Beginn der Corona-Krise, erreicht. Gleichzei-tig beurteilen 45 % der Betriebe ihre Margensituation als aktuell schwĂ€cher als im Durch-schnitt der Vorkrisenjahre. Der Grund dafĂŒr liegt vor allem im schwierigen internationalen Marktumfeld. Die Rohstoffpreise, etwa fĂŒr Stahl, sind in den letzten Monaten explodiert und viele Vormaterialien am Weltmarkt nur schwer und mit großen Verzögerungen lieferbar.
  • Mehr als 85 % der Betriebe sind Familienbetriebe und mittelstĂ€ndisch strukturiert. Entsprechend heterogen ist auch ihre wirtschaftliche Entwicklung.
  • Österreichs Gesamtwirtschaft verzeichnete 2020 einen historischen Einbruch beim Bruttoinlandsprodukt (BIP) von 6,7 Prozent. FĂŒr 2021 erwarten die Wirtschaftsforscher ein Wachstum von rund 4,4 %, der Einbruch ist somit noch nicht aufgeholt. Die Inflation lag in den zurĂŒcklie-genden 12 Monaten bei durchschnittlich 1,9 %.

Über die Metalltechnische Industrie
Die Metalltechnische Industrie ist Österreichs stĂ€rkste Branche. Über 1.200 Unternehmen aus den Industriezweigen Maschinenbau, Anlagenbau, Stahlbau, Metallwaren und Gießerei bilden das RĂŒckgrat der heimischen Industrie. Die exportorientierte Branche ist mittelstĂ€ndisch strukturiert, besteht zu mehr als 85 % aus Familienbetrieben und ist fĂŒr ein Viertel aller österreichischen Exporte verantwortlich. Zahlreiche Betriebe sind WeltmarktfĂŒhrer und „Hidden Champions“.

Die Metalltechnische Industrie beschĂ€ftigt direkt mehr als 134.000 Menschen und sichert damit indirekt an die 250.000 ArbeitsplĂ€tze in Österreich. Sie erwirtschaftete 2020 einen Produktionswert von rund 36 Milliarden Euro. Der Fachverband Metalltechnische Industrie, ein Zusammenschluss der ehemaligen FachverbĂ€nde Maschinen- und Metallwarenindustrie sowie Gießereiindustrie, zĂ€hlt zu den grĂ¶ĂŸten Wirtschafts- und ArbeitgeberverbĂ€nden Österreichs und ist eine eigenstĂ€ndige Organisation im Rahmen der Wirtschaftskammer Österreich.


RĂŒckfragehinweis:
Fachverband Metalltechnische Industrie
Dipl.-iur. Sabine Hesse, MBA
Wiedner Hauptstraße 63, 1045 Wien
+43 (0)5 90900-3358
office@fmti.at, www.metalltechnischeindustrie.at